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Restlaufzeit - Kannst Du es Dir noch leisten, alt zu werden?

Das Buch 'Restlaufzeit' von Hajo Schumacher inspirierte mich zu diesem Artikel. 

 

Durch die in der Mitte der Neunzigerjahre initiierten politischen und gesellschaftlichen Umbrüche und den niedrigen Geburtenraten der vergangenen Jahrzehnte, steuert Deutschland auf zwei riesige Probleme zu, die die Politik voraussichtlich nur schwer in den Griff bekommen wird:

 

1. noch vor der Mitte dieses Jahrhunderts wird die Hälfte der Deutschen aus alten Menschen bestehen, die in Rente sind.

 

2. Aufgrund der künstlichen Schaffung eines großen Niedriglohnsektors dank Agenda 2010 wird ein Großteil dieser Rentner nicht genug Geld zum Leben haben.

 

Wir suchen also dringend nach guten Modellen, die viele alte Menschen einen menschenwürdigen, bezahlbaren Lebensabend garantieren können. Hier kommen ein paar Denkanstöße.  

Die Rente ist sicher!

...sagte Norbert Blüm einst in den Achtzigerjahren. Dabei war Finanzexperten und führenden Politikern schon wenige Jahre nach der Einführung der arbeitnehmerfinanzierten Rente klar, dass es bei geburtenschwachen Jahrgängen zu Schwierigkeiten mit diesem Finanzierungssystem kommen würde. 

 

Ja, die Rente ist sicher, aber in welcher Höhe? Ist es genug, um davon leben zu können?

 

Jeder, der nur ein statistisch durchschnittliches Gehalt von monatlich 3.500,- Euro brutto bezieht, kann sich auf deutliche finanzielle Engpässe einstellen, wenn er oder sie nicht gut sozial über die Familie, Freunde oder andere Gemeinschaften eingebunden ist. Von diesem Bruttogehalt bliebe Dir nur 1.200,- Euro, auch noch geringfügig versteuert werden müssten, zum leben über. Nicht viel, wenn Du Dich in der Gesellschaft noch frei bewegen und aktiv sein möchtest. Alle Menschen, die heute noch weniger verdienen, trifft es ungleich härter im Alter.    

 

 

Schon heute gehört es zum ganz normalen Straßenbild, dass Rentner Mülltonnen nach Essensresten durchsuchen oder hochbetagte Greise wieder einen Job annehmen müssen, um finanziell über die Runden zu kommen. Dieser Zustand befindet sich erst in seiner Anfangsphase! 

Deutschland ist das drittreichste Land der Erde. Aufgrund dieser Tatsache sind solche Zustände mehr als beschämend. In meinem Blogbeitrag über Armut in Deutschland bin ich vor ein paar Jahren schon ausführlicher auf diese Problematik eingegangen.  

 

Eine weitere große Gefahr für angehende Rentner ist, dass sie eine noch bestehende Verschuldung bis zum Renteneintritt nicht mehr abbezahlen können. Die eigene Rente wird geschmälert oder macht es unmöglich, jemals seine Schulden bezahlen zu können. Das schädigt mit der Zeit auch Deine Gesundheit. 

Die neoliberale Politik macht sich ihre Probleme selbst

Seit Bundeskanzler Gerhard Schröder ist Deutschland auf einem neoliberalen Kurs, der alle Reichen reicher, Arme noch ärmer und Mittelständler immer näher in Richtung Armut drängt. Bundeskanzlerin Angela Merkel führte diese menschenfeindliche Politik weiter. Angeblich, um Deutschland an die neuen globalen Bedürfnisse anzupassen. In Wirklichkeit werden durch diese Politik große Konzerne immer mächtiger und einflussreicher als die Politik, die Arbeitnehmer immer abhängiger von ihren Arbeitnehmern. Unternehmerinteressen haben stets Vorrang vor Interessen der Bevölkerung. Das soziale Klima wird immer kälter und rauher und soziale Verbünde bis hin zur Familie werden oft auseinander gerissen, damit der Einzelne sein Einkommen halten kann. Es werden heute auch mehr Menschen obdachlos als früher.

 

Da die Politiker und Unternehmer nicht zur Verantwortung gezogen werden, machen sie weiter. Weil niemand andere Politiker wählt oder selbst politisch tätig wird, geht es immer weiter wie bisher.  

"Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert."  Albert Einstein

Unsere Politik in Deutschland muss wieder belastungsgerechter, solidarischer, familienfreundlicher (nicht altkonservativ oder gar rechtsextrem) und sozialer (nicht sozialistischer oder gar kommunistischer) werden. Die Interessen der Bevölkerung müssen vor den Interessen großer Unternehmen stehen. Die Politiker müssen das alles wieder vertreten und nicht in erster Linie Konzerninteressen und die Interessen ihrer großen Finanziers bedienen. Das ist die Grundlage für einen positiven Wandel, der uns allen gut tun wird!

 

Dass wir an unserem Rentensystem dringend etwas ändern müssen, sollten der Mehrheit klar sein. Von der Partei Die Linke kommt nach meiner Meinung bisher das beste Konzept, das im folgenden Video erläutert wird. 

Die Linke wird ja immer gerne kritisiert, dass ihre Vorschläge unrealistisch bzw. nicht bezahlbar sind. Nun ja, im Gegenzug läßt sich auch kritisieren, dass auf Seiten der meisten leitenden Angestellten und Großunternehmer das Maß der selbst zuerkannten Boni über die Jahre ins Uferlose gestiegen sind oder dass immer weniger Mitarbeiter immer mehr Leistung bringen müssen. Das heißt, Geld wäre von der Unternehmerseite her genug da, um etwas für die Altersabsicherung ihrer Mitarbeiter tun zu können, wenn in den oberen Etagen nur wieder Maß gehalten werden würde. Das Gleiche gilt bei größeren Unternehmen zum Thema Mindestlohn.

 

Seitens der Bundesregierung ist ebenfalls noch eine Menge Geld da. Nach der Aufnahme der ersten großen Welle an Kriegsflüchtlingen aus Syrien 2015, die auf Staatskosten versorgt werden mussten, lud unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel vollmundig auch weitere Menschen als Arbeitskräfte aus anderen Teilen der Welt ein, die sich weder im Krieg noch in einem Krisengebiet befinden.

 

Ist dies ein Versuch, das bedingungslose Grundeinkommen, das Die Linke und die Piratenpartei bewerben, in der Praxis zu testen? Oder sollen so noch mehr billige Arbeitskräfte ins Land geholt werden, die weit anspruchsloser sind als wir Deutschen? Das Ärgerliche daran ist, dass unsere Bundesregierung uns noch nicht einmal sagt, warum sie diese Einladungen ausspricht. Die Rentenlücke werden wir so wohl kaum befriedigend stopfen können.

 

Für mich steht fest, dass die heutige Altersarmut nicht sein müsste, wenn staatliche Gelder vernünftiger verteilt werden würden. Das Rentenmodell von Österreich, das von der Linkspartei als Lösung beworben wird, ist also nicht ganz so unrealistisch, wie es uns so manche Kritiker glaubhaft machen wollen.

Wie sollen alte Menschen in Zukunft menschenwürdig leben und wohnen?

Das Grundprinzip ist hier für mich klar: Raus aus der Einsamkeit und zurück in die Gemeinschaft. Das kann tatsächliches Zusammenleben in der Familie oder innerhalb einer freiwilligen Gruppe sein...oder innerhalb eines gut organisierten Netzwerkes von Kleingruppen oder Individuen. 

 

Die Zielgruppen sind hier Menschen, die nur wenig Geld oder Durchschnittsbezüge haben oder ganz einfach in einer lebendigen Gemeinschaft leben wollen. 

 

Wer selbst mehr als genügend Geld hat, wird sicherlich keine Probleme haben, irgendwo im Alter unterzukommen. Das fängt beim Luxusaltenwohnheim an und geht bis zu alternativen Wohnprojekten in einem aufwendig renovierten Bauernhof vor den Toren der Stadt. Einige Senioren zieht es auch ins kostengünstigere Ausland. Für den Durchschnittsrentner sind solche Angebote meist nicht bezahlbar.

 

Darum möchte ich die beiden Hauptsegmente ansprechen, die praktisch von jedem genutzt werden können. 

 

Projekt Mehrgenerationenhäuser

Mehrgenerationenhäuser gibt es in Deutschland schon viele. Private und staatlich unterstützte Projekte.  Es gibt sogar ein Bundesprogramm für Mehrgenerationenhäuser. Ziel ist es, alle Generationen zusammen zu bringen und miteinander leben und kreativ sein zu lassen. In den meisten Häusern dieser Art kann man leben und arbeiten. Alle, die sich an dieser Hausgemeinschaft beteiligen, profitieren von einander. 


Das Thema Mehrgenerationenhäuser wurde in Deutschland offenbar schon gut aufgegriffen. Sofern in größeren Familien noch die entsprechenden Kontakte untereinander bestehen, gibt es auch noch einige private Familien, wo die Großeltern bis zu den Enkeln in einem Haus unter einem Dach wohnen und sich gegenseitig unterstützen. 

 

Das ist alles noch ausbaufähig. Die Politik muss ihren Teil dazu beitragen, dass dies wieder üblicher wird und finanziell abgesichert ist. 

Wohngemeinschaft der Senioren

So wie früher: Alle 3 Generationen einer Familie leben in einem eigenen Haus.
So wie früher: Alle 3 Generationen einer Familie leben in einem eigenen Haus.

Was zu Studentenzeiten bei jungen Leuten, die knapp bei Kasse waren, gut funktioniert hat, sollte auch im fortgeschrittenen Alten machbar sein. Es ist machbar und funktioniert vielerorts gut. 

 

Wer in eine Gemeinschaft verschiedener, zunächst fremder Menschen zieht, wird zwar seinen Privatbereich zugestanden bekommen, aber man muss sich mit verschiedenen Mentalitäten und Gewohnheiten stets arrangieren. Das ist nicht immer leicht.

 

So lange altersbedingte Gebrechen und Krankheiten nicht zu pflegeintensiv sind, deckt die Wohngemeinschaft oft auch diese mit ab. Bei erheblicherem Pflegebedarf muss allerdings Fachpersonal zu Hilfe gezogen werden oder die betreffende dann doch in eine medizinische Pflegeeinrichtung wechseln.  

 

In den folgenden beiden Videos siehst Du, wie eine Senioren-WG grundsätzlich aufgebaut sein könnte und welche Chancen und Probleme im Raum stehen können.


Geteilte Kosten sind nur noch anteilige Kosten, aber geteiltes Leid ist schnell auch mal doppeltes Leid. Darum muss in einer WG unbedingt die Chemie stimmen, bevor Du Dich zum Bleiben entscheidest. 

 

Ich halte die WG-Lösung grundsätzlich für sehr praktisch, wenn Du es liebst, in der Gruppe zu wohnen und zu leben. Individualisten sind in Netzwerken und Nachbarschaftsvereinigungen besser aufgehoben.

 

Senioren, bildet Banden!
Senioren, bildet Banden!

Grundsätzlich sehe ich, dass in Deutschland ein erster, guter Schritt getan ist...und es muss weiter gehen. 

 

Immobilien und Wohnraum werden teuerer und die Renten werden kleiner. Damit besteht eine wachsende Gefahr, dass ganz arme Senioren doch auf der Straße landen. 

 

Dass solche tollen Projekte von ihren Bewohnern nicht nur durch ihre Mitarbeit, sondern auch durch ihre Mietabgaben unterstützt werden müssen, sollte klar sein. Denn letztendlich müssen auch die Mieteinnahmen der WG zur Begleichung der Miete reichen plus zusätzliches Geld für Energiekosten, Lebensmittel, Kleidung und alles, was im Alltag noch so gebraucht wird. Wenn irgendwann alle Einnahmen der WG nicht mehr ausreichen, ist das Projekt WG gefährdet - trotz allen guten Willens, fast mittellosen Menschen zu helfen. Bei den städtisch und staatlich finanzierten Projekten würde ich nicht auf eine Erhöhung der Zuwendungen hoffen; eher eine zukünftige Kürzung befürchten. Denn aus trauriger Erfahrung kürzen die Politiker am ehesten dort, wo sie am wenigsten Widerstand zu erwarten haben...und das sind Arme, Alte, Kranke, Kultur und Bildung.

 

Es gibt eine Partei, die bis jetzt in der Öffentlichkeit - trotz vieler Jahre der Existenz - es in der Wahlauszählung nur unter 'Sonstige' geschafft hat: Die Grauen Panther - die Seniorenpartei. Das wird sich hoffentlich in den kommenden Jahrzehnten stark ändern. Die Grauen beobachten und kommentieren kritisch die seniorenfeindliche Politik der derzeitigen Regierung.

 

Heute müsste eigentlich keine Omi mehr im Winter in alleine ihrer Wohnung erfrieren, weil sie die Heizkosten nicht mehr bezahlen kann oder einen Herzinfarkt erleiden und niemand merkt es, bevor es im Treppenhaus streng zu riechen beginnt. Leider passieren solche schlimmen Dinge heute immer noch zu oft. Von Senioren, die in Mülltonnen nach Essensresten suchen oder im hohen Alter noch arbeiten gehen müssen, um über die Runden zu kommen mal ganz zu schweigen. 

 

Wichtig ist es, dass Du Dich körperlich und geistig sowie finanziell auf das Seniorenleben vorbereitest, so gut es geht:

  • Halte Dich körperlich fit und ernähre Dich gesund, um möglichst wenig krank und möglichst lange leistungsfähig zu halten. Dazu zählt auch Deine geistige Fitness. Eigne Dir Gesundheitswissen und Methoden zur Selbstheilung an.
  • Mach Dich von alten Klischees des Älterwerdens und des Seniorenlebens frei! Es kommt sowieso anders, als Du denkst. ;-) Bleibe also geistig flexibel.
  • Lege Dir gedankliche Modelle zurecht, wie Du im Alter finanziell bescheidener leben kannst, wenn es Dich betrifft. Bedenke, die langfristige Geldentwertung durch Inflation und dass Europa still und heimlich das Bargeld abschaffen will, um u. a. heimliche Reservenbildung zu verhindern.
  • Schließe Frieden mit Dir und Deiner Umwelt und lerne zu schätzen, wen & was Du im Leben hast. Beschäftige Dich eventuell mit spirituellen Themen, wenn Du glaubst, das es Dir nutzt.

 

Senioren: Bildet Banden, Netzwerke und Lobbies für Eure Zukunft und die Zukunft der zukünftigen Senioren!  

 

 

Weitere informative Links und Literaturempfehlungen:

 

Das Serviceportal 'Zuhause im Alter'

 

Die BGW Bielefeld

 

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Oliver Triebel (Donnerstag, 20 April 2017 19:08)

    Im GEZ-Fernsehen gab es mal einen Science Fiction, der uns zeigte, was in einigen Jahren grausame Realität werden könnte...https://www.youtube.com/watch?v=SRq7ESw-YCk