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Stoppt die Lebensmittelverschwendung

Die heutige moderne Gesellschaft lebt im Überfluss und in einer Wegwerfgesellschaft, was früher undenkbar gewesen wäre. Viele Menschen werfen ihr Essen einfach weg, wenn sie schon nach der Hälfte satt sind. Es ist ja billig und immer und überall verfügbar. Am nächsten Tag hätte das Sandwich auch gar nicht mehr geschmeckt. In vielen anderen Teilen der Welt herrscht jedoch tägliche Lebensmittelknappheit und viele Menschen verhungern heute noch. Aber diese Armut hat Teilweise schon Deutschland erreicht. Denken wir nur an das schon alltägliche Bild in Städten, wo Rentner und Obdachlose die Mülltonnen nach Essensresten durchsuchen. Dies ist ein Wahnsinn mit System, der sich ändern muss!

Der sinnlose Luxus der Lebensmittelvernichtung

Die westlichen Industrieländer produzieren und haben so viele Lebensmittel zur Verfügung, dass sie sich beispielsweise von ihrer Ernte nur die schönsten Exemplare für den Handel aussuchen bzw. der Handel nur die besten Exemplare abnimmt. Der Rest der Ernte wird vernichtet.

 

Im Supermarkt, der stets mit voll bestückten Regalen glänzen muss, werden Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, ebenfalls aussortiert und in den Müll geworfen.

 

Viele Kunden kaufen auch zu viel Lebensmittel ein, dass immer wieder ein Teil der Lebensmittelvorräte mit der Zeit verdirbt und weggeworfen wird. Oder man hat nach der Hälfte des Mittagessens keinen Hunger mehr und wirft deshalb einfach den Rest weg, anstatt ihn im Kühlschrank für morgen aufzubewahren.

 

In Hotels konnte bis 2006 übrig gebliebenes Essen von den Tellern der Gäste separat gesammelt und als Tierfutter an Landwirte weitergegeben werden. Das geht heute nicht mehr.

 

Gewerbetreibende haben heutzutage rechtlich keinerlei Möglichkeiten mehr, übrig gebliebene Lebensmittel beispielsweise an Obdachlosenorganisationen oder ähnliche Einrichtungen zu spenden. Sie müssen diese eigentlich noch verwertbaren Lebensmittel - angeblich aus hygienischen Gründen - vernichten.

 

Kleinere Einzelbetriebe wie Bäckereien oder Betreiber von einzelnen Restaurants, die nicht an große Konzerne gebunden sind, bieten teilweise Obdachlosen kostenloses Essen an. 

 

Über soziale Organisationen wie zum Beispiel die Berliner Tafel, können Bürger ihre überschüssigen oder kurz vor dem Ablauf des MHD stehenden Lebensmittel spenden. Die Tafeln oder Kirchen geben die Lebensmittel dann an bedürftige Menschen weiter, deren Zahl auch hier in Deutschland immer weiter wächst, aber auf der anderen Seite der Überflussgesellschaft immer mehr Lebensmittel weggeworfen werden. 

 

Der sehr gut gemachte Dokumentarfilm 'Taste the waste' zeigt den skandalösen Misstand in unserer Gesellschaft auf und stellt auch Menschen vor, die sich die Wegwerfwut der Wohlhabenden zu nutze gemacht haben. Hier ein Auszug, der vom WDR gesendet wurde:

Viele Menschen argumentieren spontan, dass die überschüssigen und oft noch staatlich subventionierten Lebensmittel, die am Ende zu viel sind, doch in ärmere Länder geschickt werden könnten, um dort die Lebensmittelknappheit zu mindern. Das Ganze scheitert - wie so oft - am Geld: Es ist betriebswirtschaftlich günstiger, Lebensmittel zu vernichten, als sie an Bedürftige in anderen Ländern weiterzugeben.

 

Landwirte könnten ihren Ernteüberfluss, den sie sonst unterpflügen oder wegen optischer Mängel vernichten auch sozialen Einrichtungen spenden, was sogar schon vorgekommen ist, aber eben noch nicht oft genug.   

Lebensmittelspenden an die Tafeln sind übrigens seit 2012 ausdrücklich steuerfrei.  

 

Ein Laden in Köln The Good Food hat diese Marktlücke erkannt und verkauft nur Gemüse mit Schönheitsfehlern. 

 

Was andere tun könnten

Die größten Hindernisse gehen nach meiner Meinung von der Politik aus, die derzeit die Lebensmittelverschwendung massiv unterstützt, anstatt sie bekämpft. Durch fadenscheinige Hygienevorschriften, die ohne Ausnahmen die Vernichtung von übrig gebliebenen, aber noch genussfähigen Lebensmitteln verlangen, wird dieser Wahnsinn nicht aufhören.

 

Das Schlimme ist: die Lebensmittelverschwendung kurbelt die Wirtschaft an. Begrenzung des Abfalls und Legalisierung der Spenden im größeren Stil schwächen die Wirtschaft und würde höchstwahrscheinlich Arbeitsplätze kosten.

Staatliche Subventionen zur Produktion bestimmter Lebensmittel tun ihr übriges dazu bei. 

 

Die sinnlosen und überheblichen Ansprüche der Supermarktketten und letztendlich der vieler Kunden fördern die Lebensmittelverschwendung ebenfalls. Denn diese unförmigen oder etwas zu großen Lebensmittel - speziell hier Gemüse - sind ja nicht schlecht. Sie sind einfach nur natürlich.  

 

 

Wenn Exportieren ins Ausland wirtschaftlich zu teuer ist, sollte zum Tagesende zumindest alles als überflüssig betrachtete gespendet werden dürfen...ob von Supermärkten oder von Hotels und Restaurants. 

 

In Frankreich ist man hier seit kurzem schon viel weiter: Es existiert seit 2016 ein Gesetz, das Supermärkten verbietet, noch verzehrfähige Lebensmittel wegzuwerfen. Diese Lebensmittel sollen an lokale Hilfsorganisationen abgegeben werden, die Bedürftige versorgen. Es geht also, wenn der Staat will.

 

Als Negativbeispiel ist es in den USA in einigen Städten verboten, öffentlich Lebensmittelspenden an Menschen abzugeben. Hier drohen sogar Gefängnisstrafen!  

Was Du machen kannst

Es ist hilfreich, eine Essensplanung zu schreiben und danach einzukaufen. Frische Lebensmittel sollten zeitnah eingekauft werden. Trockenware oder Konserven können als Monatsbestand eingekauft und gelagert werden.

 

 

Das Führen einer Verbrauchsstatistiken kann sehr hilfreich sein, sich seinen Lebensmittelverbrauch pro Monat bewusst zu machen und seine anfallenden Kosten zu kennen. Vermeide Überbestände.

 

Und wie gesagt: Festgestellte Überbestände können auch gerne an die örtliche Tafel oder die Kirche gespendet werden, bevor die Lebensmittel schlecht werden. Wer eine Tiefkühltruhe hat, sollte diese auch zum Einfrieren von Lebensmitteln als Vorrat nutzen. 

 

Wenn Du die Möglichkeit hast, auf Deinem Balkon, Deinem Dach oder Deinem Garten Obst und Gemüse anzubauen, ist dies ein erster, guter Schritt, etwas unabhängiger in Deiner Lebensmittelversorgung zu werden.

 

Wenn Wahlen anstehen, solltest Du die Wahlprogramme einer Partei zu ihrer Einstellung zur sinnvollen Förderung der Landwirtschaft oder die Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung zu prüfen. Schreibe im Zweifelsfall Deinen Abgeordneten zu diesem Thema an. 

 

Sehr wichtig halte ich es auch, Deinen Kindern in ihrer Erziehung Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln zu vermitteln. 

 

Am Fuß dieses Artikels folgen verschiedene Literaturempfehlungen, wenn Du noch tiefer in dieses Thema einsteigen möchtest.

 

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