· 

Das digitale Klassenzimmer

Kleinkind mit iPad
Kleinkind mit iPad

Kindern ab 4 Jahren schon Kompetenz mit den neuen Medien beizubringen, ist laut aktueller Politik (2018) heute das Ziel. Dabei sind noch nicht mal alle Schulen ausreichend mit PCs oder WLAN ausgestattet.

 

Die Kernfrage ist, ob dies für unsere Kinder wirklich so gut ist, so früh mit den digitalen Medien so intensiv in Kontakt zu kommen? Die Wissenschaft meint nein! Steve Jobs und der Chef von Nokia übrigens auch nicht, wenn es um deren eigene Kinder geht.

 

Auf der anderen Seite steht der verständliche Wille des Staates, dass Deutschland technisch nicht hinterherhinken möchte, was es derzeit im internationalen Vergleich noch tut.

Sind Unsere Kinder Auf dem Weg in die Verblödung?

Denken ist wie Googlen - nur krasser!

Trauriges Alltagsbild von Kindern: Alle zusammen, aber alle einsam mit ihrem Mobiltelefon. Nur der arme Hund langweilt sich.
Trauriges Alltagsbild von Kindern: Alle zusammen, aber alle einsam mit ihrem Mobiltelefon. Nur der arme Hund langweilt sich.

In Anlehnung an Erich Kästner möchte ich auf die derzeitige Entwicklung in Kindergärten und Schulen eingehen.

 

Im Privatleben der meisten Kinder sind Smarphones, Tablets und PCs nicht mehr wegzudenken. Die Schulen haben oft Mühe, diesen technischen Standard ihren Schülern zu bieten. Jetzt sollen die neuen Medien sogar schon im Kindergarten Einzug halten. 

 

Auf der einen Seite siehst Du schon bei Kindergruppen auf der Straße das erschreckende Bild, dass jeder mit sich selbst bzw. mit seinem Smartphone beschäftigt ist, aber kaum jemand mit dem Mitschüler spricht, der gerade neben ihm oder ihr steht. Oder einzelne Schüler, die gedankenversunken auf ihr Smartphone schauend langsam durch die Gegend laufen und nicht mitbekommen, was um sie herum gerade geschieht. Smombies werden solche Leute genannt. Ein Wortmix aus Smartphone und Zombie. Das Wort kommt von den Kindern und Jugendlichen selbst. Für mich ein kleiner Lichtblick, dass es hier zumindest ein wahrgenommenes Problembewusstsein geben muss.

 

Da Kinder noch viel Lebensenergie besitzen, können sie mit einem Nachrichtenaufkommen im fortgeschrittenen dreistellingen Bereich täglich noch gut umgehen, was im Erwachsenenalter immer mehr zum deutlichen Stressfaktor wird.

 

Informationsbeschaffung via Google ist ebenfalls gängiger Schüleralltag. Allerdings fehlt selbst Erwachsenen oft noch das Grundwissen, online recherchierte Informationen korrekt bewerten zu können. Die Informationen im Internet haben eben eine Spannweite von Nonsens bis akademisches Niveau - in der Regel ohne Barrieren!

 

Je mehr die virtuellen Kontakte des Einzelnen in den Vordergrund rücken, desto mehr leiden tatsächliche Kontakte offline und tatsächliche Erfahrungen auf allen Wahrnehmungsebenen; insbesondere im haptischen Bereich und der Auge-Hand-Koordination treten die größten Mängel auf, was sich negativ auf die Entwicklung des Gehirns auswirkt.

 

In der SWR-Sendung 'Zur Sache' wird der Alltag der heutigen Kinder gezeigt und der Gehirnforscher Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer zu den Risiken dieses Digitalisierungstrends befragt.

Die Gefahren des zu frühen und zu exzessiven Gebrauchs neuer Medien ist also wissenschaftlich klar bestätigt und vielfach nachgewiesen worden. Die Reaktion und die Konsequenzen auf diese ermittelten Fakten fällt bis jetzt sehr unterschiedlich aus: von Smartphoneverboten bis zur totalen Ignoranz der Risiken. Das Thema Elektrosmog wird hier noch ganz außer Acht gelassen.

 

Fakt ist allerdings auch, dass die großen Medienkonzerne alle Register ziehen, um ihren Einfluss auf ihre Kunden aufrecht zu erhalten. Dass im Zweifelsfall eher der Staat von großen Unternehmen einknickt, als dass Staat ein Machtwort gegenüber großen Konzernen spricht und dies dann auch konsequent durchzieht, ist traurige Realität, die sich ändern muss. Auf der anderen Seite sind wir als Konsumenten angehalten, unser Konsumverhalten zu überdenken und zu ändern, und nicht Energien wie Gruppenzwang zu unterliegen.  Das betrifft vor allem das verantwortliche Handeln und die positive Vorbildfunktion der Eltern.

Begeisterung und Neugier sind wichtige Voraussetzungen für ein gesundes Lernerlebnis

Nicht nur Kinder erleben Kreativität, das Erlernen neuer Fähigkeiten und das sich aneignen von neuem Wissen und Erfahrungen am besten mit allen Sinnen.
Nicht nur Kinder erleben Kreativität, das Erlernen neuer Fähigkeiten und das sich aneignen von neuem Wissen und Erfahrungen am besten mit allen Sinnen.

Dem Problem von einer anderen Seite zu begegnen, heißt, Lernen wieder zu einem Erlebnis mit allen Sinnen zu machen, denn so bleibt das Gelernte nachhaltig im Kind verwurzelt: durch positive, bedeutsame Erlebnisse. Das Motto von Prof. Dr. Gerald Hüther ist hier: Kinder einladen, ermutigen und inspirieren zum Lernen. Dies ist eine Art des Lernens, dass kein neues Medium leisten kann! Die neuen Medien sollen somit an den Platz gestellt werden, den ihnen tätsächlich gebührt: als vielseitiges, ortunabhängiges Hilfsmittel, nie als Ersatz!

 

Gerade in frühen Kinderjahren werden viele wichtige motorische, soziale und geistige Grundlagen für das spätere Kompetenzspektum im Leben eines Menschen gelegt, die im späteren Leben nur sehr schwer bis gar nicht mehr aufholbar sind. Frei nach dem alten Sprichwort: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer meht! 

 

Eine verstäkte Schulung der Kompetenz in neuen Medien ist erst ab dem 14. Lebensjahr sinnvoll, wo alle wichtigen Entwicklungsschritte der Jugendlichen soweit abgeschlossen sind und langsam die Vorbereitung auf die Berufswelt erfolgen sollte.

 

Hirnforscher Prof. Dr. Hüther erleutert Dir im folgenden YouTube-Video des AV1 Pädagogikfilme, was beim menschengerechten Lernen wirklich zählt:

Das richtige Maß zu finden ist entscheidend

Geneinsam lernen, gemeinsam Ziele verfolgen und auch gemeinsam kämpfen prägt das Sozialverhalten für das spätere Leben ganz entscheidend.
Geneinsam lernen, gemeinsam Ziele verfolgen und auch gemeinsam kämpfen prägt das Sozialverhalten für das spätere Leben ganz entscheidend.

Die positive Wirkung eines Handyverbotes an Schulen hat sich in einer mehrjährigen Studie ganz klar erwiesen. In Waldorfschulen ist dies schon Standard. Natürlich soll und muss den Kindern von heute die sichere Kompetenz mit den neuen Medien vermittelt werden. Meist lernen die Kinder dies sowieso schon in ihrer Freizeit und brauchen in der Schulen gar nicht mehr so viel Anleitung. Eher hinken viele Lehrer dem Kenntnisstand und den Fähigkeiten ihrer Schüler hinterher! Wie schon gesagt: das Arbeiten mit digitalen Medien soll nur ein Hilfsmittel sein und bleiben. Im Mittelpunkt muss die Kommunikation und die soziale Auseinandersetzung mit den Menschen und der Natur stehen! Es gibt sogar Unterrichtsmodelle, die alle Schulfächer abschaffen und Lektionen mehrerer Fächer in einer Unterrichtsstunde praxisbezogen vermitteln, was ich für realitätsnäher halte und dem Lehrer ein noch größeres Kompetenzspektrum abverlangt.

 

Die wissenschaftliche Erkenntnis, dass die Unterrichtsfächer Sport, Kunst, Handwerken und Theaterspielen am wichtigsten zur Persönlichkeitsentwicklung eines jungen Menschen sind, sollte nicht unterschätzt werden. Die daraus entwickelten soziale Kompetenzen wie Einfühlungsvermögen, Teamfähigkeit, handwerkliches Geschick und köperliche und geistige Belastbarkeit sowie positive Selbstdarstellung sind esseziell, um im Leben erfolgreich sein zu können. 

Hier empfehle ich Dir interessante Literatur zur Vertiefung des Themas:

 


Mein Nachwort: Was passiert, wenn mal der Strom ausfällt?

Der soziale Umgang mit Menschen, Tieren und der Natur lässt sich nur offline erlernen und erleben.
Der soziale Umgang mit Menschen, Tieren und der Natur lässt sich nur offline erlernen und erleben.

Hast Du schonmal einen Stromausfall erlebt? Ich hatte das schon mehrmals erlebt. Wenn das in den Siebzigern oder Achtzigerjahren passierte, zündete man einfach eine Kerze an und konnte im Prinzip weiterarbeiten. Große elektrische Geräte wie der Kühlschrank waren hier ein Problem, wenn z. B. verderbliche Waren darin waren. Aber meist dauert solch ein Stromausfall ja nur einige Minuten an. Kinder spielten zu dieser Zeit draußen und beschäftigten sich live miteinander.

 

In den Neunzigerjahren wird es langsam kritisch, weil beispielsweise immer mehr Leute und Firmen einen PC haben. Stürzte der PC mal ab oder fiel der Strom aus, waren die Daten meist futsch oder nicht zugänglich! Computerspiele waren bei Kindern definitiv neben den Outdooraktititäten in, aber man spielte in beiden Fällen noch miteinander. 

 

Im neuen Jahrtausend kam der Umbruch zur allgegenwärtigen Technik im Alltag bis heute. Ich lachte mich kaputt über Autos ohne richtigen Schlüssel, die per Funk geöffnet und geschlossen werden konnten. Fand man solch einen Funkschlüssel, hatte man eine gute Chance, den Wagen ausfindig zu machen und damit einfach wegfahren zu können, was mit einem älteren Auto nicht möglich gewesen wäre. Jetzt wurde nach & nach in den Firmen alles digitalisiert und auf dem Computer gespeichert, damit die alten Aktenberge endlich entsorgt werden konnten. Nur wenn der Strom oder der Server ausfiel, kam man an nichts mehr heran und musste die Arbeit einstellen.  Pech!

 

Wechseln wir in die Jetztzeit: Mittlerweile setzt sich in Wohnhäusern die Technologie durch, dass viele Dinge wie Sicherheitssysteme, Heizung, Eingangstüren, Kommunikationsmittel und Küchengeräte über einen Computer gesteuert werden. Nun stelle Dir mal vor, es ist tiefster Winter und der Strom fällt aus. Das kann bis zu lebensgefährliche Situationen ergeben.

 

2015 ging die Schlagzeile durch die Medien, dass Finnland die Handschrift abschaffen will. Man stelle sich vor, ein Kind lernt in Zukunft nicht mehr von Hand zu schreiben, sondern nur noch über die Tastatur. Preisfrage: Wie mache ich aus diesem Menschen in Sekundenbruchteilen einen Analphabeten? Richtig! Ich stelle ihm oder ihr den Strom ab!

 

Nebeibei bemerkt sind alle Geräte, die mit dem Internet verbunden sind grundsätzlich hackbar. Jeder, der den täglichen Mobilfunkterror der permanenten Erreichbarkeit kennt, weiß, dass ein Mobiltelefon schnell weniger Bequemblichkeit und umso mehr modernes Folterinstrument sein kann. Stress ist nun schon in Kinderjahren der größte Feind unserer Gesundheit.

 

Meine Generation - geboren in den Sechzigern und Siebzigern - wird hier noch ganz gut klarkommen, weil wir in unserer Kindheit keine anderen Wahl hatten, als uns miteinander zu beschäftigen, anstatt uns in eine technische Halbwelt zu flüchten. Für die jetzige Generation ab den Digital Natives kann und wird es anders und schwieriger werden, falls es einmal einen größeren technischen Zusammenbruch geben wird.

 

Sich zu sehr von Technik abhängig zu machen, ist gefährlich! Unser wichtigstes Ziel ist es, uns ganz bewusst nicht abhängig zu machen und die Technik lediglich ein praktisches Hilfsmittel sein & bleiben zu lassen. Auf der anderen Seite wollen wir natürlich technisch up-to-date im internationalen Vergleich bleiben. Den Menschen wirklich ersetzen wird und darf die Technik jedoch nicht!

 

 

Wenn Dir mein Beitrag gefallen hat, teile ihn fleißig mit Deiner Familie, Freunden, Kollegen und Bekannten. Vielen Dank!